Montag, Oktober 03, 2005

Filmreview: Kolobos (USA, 1999)

Ein Haus, bewohnt von fünf jungen Leuten, die ständig unter der Beobachtung der überall im Haus installierten Kameras stehen.
Hört sich grob nach Big-Brother an, nur handelt es hier nicht um ein Fernsehformat, sondern um das Projekt des Künstlers der die Leute in das Haus eingeladen hat.
Der Film beginnt damit, daß eine junge Frau, Kyra von einem Auto angefahren und in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Die Handlung des Films wird in Rückblenden, bzw. in den Flashbacks der im Krankenbett liegenden Kyra erzählt. In der ersten dreiviertel Stunde werden die Charaktere eingeführt und vorgestellt. Wir lernen Tom, Erica, Gary, Tina und Kyra kennen.
Ich mache es kurz: Den Clown, die Möchtegern-Schauspielerin, den Intelektuellen und die Künstlerin mit psychischen Problemen. Und beidieser Gelegenheit machen wir Bekanntschaft mit der deutschen Synchronisation, die unter aller Kanone ist, und das Overacting einiger Darsteller unvorteilhaft unterstreicht. Am schlimmsten ist, daß sich auf der deutschen DVD von Laser Paradise keine Originaltonspur befindet. Der einzige Trost ist, daß die Nervtröte mit der schlimmsten Synchronstimme zuerst abtreten darf. Ich hoffe das der O-Ton besser ist, denn die katastrophale Synchro zieht den Film absolut unnötig runter.

Zurück zum Film: Nachdem alle im Haus eingetroffen sind, die Charaktere vorgestellt wurden, alle Räumlichkeiten erkundet sind und der Regisseur des Spektakels einen kurzen Besuch abgestattet hat, geht es langsam los. Tina macht als erste in der Küche mit den im ganzen Haus installierten Fallen Bekanntschaft. Dargestellt wird das ganze mit sehr gut gemachten und recht drastischen Gore-Effekten. Während die verblieben Bewohner noch panisch und planlos herumstehen, schliessen sich im ganzen Haus Fenster und Türen mit Metallplatten und der Spass geht erst richtig los. In der folgenden halben Stunde hetzen die Protagonisten auf der Suche nach einem Ausweg durch das Haus, wobei der ein oder andere noch Bekanntschaft mit einer Falle macht. Oder dem Killer der noch irgendwo im Haus ist. Ausserdem hat Kyra zwischendurch immer wieder Halluzinationen, was für den einen oder anderen Schock-Effekt sorgt. Alle Räumlichkeiten sind ab der Verriegelung des Hauses nur noch spärlich erleuchtet, meist von flackernden, roten Scheinwerfern. Das Finale im Haus mit dem Killer spielt sich dann in Slasher-Manier ab, gefolgt von einem offenen Ende, daß mehr als genug Raum für eigene Interpretationen bietet.

Ich halte den Film für sehr gelungen. In einigen spärlich ausgeleuchteten Szenen, in denen die Charaktere durch das Haus irren, schafft es der Film eine überaus bedrohliche, nervenzerreissende Spannung aufzubauen. Gefolgt entweder von blutigen und expliziten Tötungszenen oder bizarren Halluzinationen. In diesen Momenten kann man die Panik sehr gut nachempfinden, und ich würde nur den abgebrühteren empfehlen, sich den Film alleine und zu später Stunde anzusehen.

Soviel zu den Stärken des Films. Leider ist daraus nicht der perfekte Horrorfilm geworden, der er durchaus hätte werden können. Theoretisch hätte er das Zeug dazu. Ein gelunges Drehbuch, basierend auf einer guten Idee, kaum Längen, guter Soundtrack und gelungene Effekte. Als Kritikpukt bleiben zum einen die Schauspieler, die stellenweise ausgesprochen amateurhaft und übertrieben agieren, wobei zumindest Amy Weber als Kyra eine solide Leistung zeigt. Zum anderen die Dialoge, die durch die peinliche Katastrophensynchro noch verschlimmert werden. Ich kann mir gut vorstellen das der Film im Originalton in diesem Punkt weniger schwach ist. Ansonsten halte ich Kolobos für einen gelungenen Film, der nicht nur solide gemacht ist und mit harten Splattereffekten aufwarten kann, sondern auch mit einer guten Inszenierung und dichten Atmosphäre.

Geheimtipp, nicht nur für Genrefreunde. Uneingeschränkt empfehlen möchte ich aber nur die englische Sprachfassung.