Mittwoch, Oktober 12, 2005

Filmreview: White Skin (Kanada, 2004)


Der Literaturstudent Thierry hat Geburtstag und feiert diesen zusammen mit seinem schwarzen Kumpel und Wg-Genossen Henri in einer Bar. Dieser hat zur Feier des Tages zwei Prostituierte gebucht, mit denen man den Rest des Abends verbringen will. Henri und Thierry gehen mit je einem der Mädchen auf ein Zimmer und das Unheil nimmt seien Lauf. Die rothaarige Marquis leistet Henri Gesellschaft. Kurze Zeit später ertönen aus seinem Zimmer Schreie, die seinen Freund veranlassen, das Zimmer zu stürmen. Dort findet er Henri kämpfend mit der nackten, blutverschmierten und sich heftig wehrenden Marquis. Nach einem Handgemenge flieht diese mit einem Sprung durch das geöffnete Fenster. Wie sich alsbald heraustellt, hat sie Henri zuvor mit einem kräftigen Biß in den Hals angegriffen und eingermassen schwer verletzt. Am nächsten Morgen ist die Wohnung der beiden voll von Henris Verwandten und Freunden. Die beiden wollten nicht preisgeben,daß Henris Verletzung von einer Auseinandersetzung mit einer Prostituierten stammt, sondern haben eine schlaue Geschichte von gewaltätigen Skinheads erfunden. Für den weiteren Verlauf der Geschichte spielt das Ganze nur indirekt eine Rolle.

Der weitere Film in kürze: Wenig später hat Henri den Zwischenfall verkraftet. Am nächsten Tag begegnet Thierry auf dem Weg zur Vorlesung einem rothaarigen Mädchen in das er sich verliebt. Es stellt sich heraus, daß sie Studentin der Musikwissenschaften ist. In der Uni traut sich Thierry, nachdem er sie einige Zeit verfolgt hat, anzusprechen, und sie verbringen den Abend zusammen, Verkehr inklusive. Danach und auch in den folgenden Tagen verhält sich Claire, so lautet ihr Name, jedoch distanziert und abweisend gegenüber Thierry. Dieser lässt allerdings nicht locker, und so geling es ihm sie ein weiteres Mal ins Bett zu bekommen. Schlussendlich zieht sie sogar zu ihm. Die Beziehung der Beiden wirkt sich allerdings auf Thierry nachteilig aus. Er und Claire verlassen kaum das Zimmer und Thierry zieht sich auch von seinem Mitbewohner Henri zurück. Thierry ist inwischen hinter das Geheimnis, bzw. einem Teil davon, Caires gekommen. Sie hat Krebs. Er bringt sie dazu, sich in einem Krankenhaus einer Behandlung zu unterziehen. Als er sie später im Krankenhaus besucht, macht er Bekanntschaft mit Claires Mutter und ihren Schwestern. Eine der Schwestern identifiziert Thierry als die Prostituierte, die Henri angegriffen hat. Als Henri davon erfährt, beginnt er Nachforschungen anzustellen. Er kommt zu der Überzeugung, daß es sich bei Marquis und Claire um Succubi handelt. Übernatürliche Wesen, die sich von menschlichem Fleich, Blut, Sperma usw. ernähren. Unterstützt wird seine Theorie, die Thierry ihm zunächst nicht abnimmt, als Claire aus dem Krankenhaus verschwindet, und der sie behandelnde Doktor ebenfalls verschwunden scheint.

Der Inhalt des Filmes liest sich wie ein einigermassen spannender Thriller mit übernatürlichen Elementen. Primär ist er das auch, bzw. will es sein. Aber nach dem recht flotten Einstieg in die Handlung zu Beginn, passiert ersteinmal überhaupt nichts. Nach dem Anfang mit den Prostituierten bis einschliesslich des mittleren Drittels passiert kaum etwas, daß in irgendeiner Form für Spannung beim Zuschauer sorgen würde. Der Zwischenfall von Anfang spielt kaum eine Rolle, Thierry ist hinter Claire her und vernachlässigt nebenbei sein Studium. Nachdem er endlich mit ihr zusammen ist, wird klar, daß sie schwer krank ist und das ganze nimmt eine tragische Wendung. Soweit könnte der Film als Drama auf dieser Ebene auch funktionieren. Das Problem ist, daß Thierry mit Abstand der uninterresanteste Hauptcharakter ist, der mir seit langem untergekommen ist. Er hat überhaupt keine Eigentschaft an sich, die den Zuschauer dazu bringen könnte, sich für ihn zu interressieren oder sich gar mit ihm zu identifizieren. Sein Mitbewohner Henri ist zwar als schwarzer etwas stereotypisch dargestellt, als solcher jedoch der wesentlich interressantere Charakter. Erst spät in der Handlumg, wenn Claire aus dem Krankenhaus verschwunden ist und die beiden Hauptcharaktere beginnen, Nachforschungen anzustellen, kommt etwas Spannung auf.

Allerdings wollte es der Regisseur nicht dabei belassen, einen Thriller zu drehen, sondern der Film behandelt nebenher auch das Thema Rassismus, bzw. den Umgang von weiss und schwarz miteinander. Es gibt mehrere Szenen, die mal mehr mal weniger komisch, bezug nehmen auf gängige Klischees von Schwarzen. In einer Szene sagt Claire zu Thierry, daß sie keine Schwarzen mag. Dem Zuschauer, mit der ihm eingeimpften politischen Korrektheit, stockt der Atem. Erst später, aus dem Zusammenhang heraus, wird deutlich, daß sie die Aussage auf etwas anderes bezog.
So gut die Grundidee sein mag, einen Thriller zu drehen, dessen Handlung einerseits auf einer Abwandlung des Vampirmythos basiert, andererseits das Thema Rassismus auf recht unterhaltsame Art behandelt, sowenig ist daraus ein guter Film geworden. Horrorelemente, welche die Thematik um die Succubi eigentlich nahelegen würde, gibt es nur sehr spärlich gegen Ende. Und selbst da will keine wirklich dramatische oder bedrohliche Stimmung aufkommen. In den ersten beiden dritteln können am ehesten die Szenen überzeugen, die mit den oben angesprochenen Rassenklischees spielen. Im grundegenommen hätte der Autor gänzlich auf die übernatürlichen Elemente verzichten können, und mit einer etwas abwechslungsreicheren Handlung wäre aus dem Film eine ganz passable Mischung aus Drama und Thriller geworden.
Empfehlen kann ich den Film letzlich nicht. Vor allem, da es mit Love Bites einen Film mit ähnlich gelagerter Thematik gibt, der aber weitaus spannender gemacht ist.