Dienstag, Oktober 18, 2005

Filmreview: Demonlover (Frankreich, 2002)


Diane und ihr Kollege Herve arbeiten für die ominöse Firmengruppe "Volf Group". Ihr Auftrag ist der Vertragsabschluss mit einer Japanischen Firma. Zunächst ist nicht ganz klar um was für ein Geschäft es geht, später stellt sich heraus, daß es um Vertriebsrechte für Zeichentrickpornos geht. Bis zu diesem Zeitpunkt wird der Zuschauer Zeuge, wie Diane ihre Konkurrentin ausschaltet, um ihren Posten zu bekommen. Die gesamte Inszenierung erweckt beim Zuschauer den Eindruck, daß es sich bei den Geschäften der Firma, für die Diane arbeitet, mindestens um Waffengeschäfte, Hochtechnologie oder sonstirgendetwas unglaublich wichtiges und brisantes handelt. Spätestens bei den Vertragsverhandlungen setzte dann bei mir eine gewisse Ernüchterung ein. Zeichentrickpornos made in Japan. Dieser Sachverhalt wird erst nach einigen Meetings, Gesprächen und einer Vertragsverhandlung mit den Japanern klar. Für den Zuschauer ist inzwischen eher der Eindruck entstanden, als ginge es um die Fusion zweier Megakonzerne. Nein, doch nur Pornos.

Doch die Diskrepanz zwischen Inszenierung, Ausstattung und dem eigentlichen Kern der Handlung wird noch weiter auf die Spitze getrieben. Bei der Besichtigung der Japanischen Produktionsstätten, werden den Abgesandten der Volf Group natürlich auch die Filme vorgeführt, die hier hergestellt werden. Der Regisseur appelliert hier nicht etwa an die Fantasie des Zuschauers durch kurze Einblendungen. Vielmehr kann der Zuschauer fast eine Minute lang Szenen Fernöstlicher Zeichntrickfantasien bewundern. Von der Tatsache abgesehen, daß das ganze wenig zu der Atmosphäre, geschweige denn zur Handlung beiträgt, wirkt es einfach künstlich provokativ. Wer soetwas sehen will, dürfte an der Ramschkiste des Comicshops seines Vertrauens wesentlich besser bedient werden.

Nach erflogreichen Verhandlungen in Japan, tritt die amerikanische Firmengruppe Demonlover.com auf den Plan. Diese möchte die Vertriebsrechte an dem Japanischen Material für Amerika erwerben. Es stellt sich heraus, daß Diane auf der Gehaltsliste von Mangatronics, dem grössten Konkurrenten von Demonlover.com steht, und den Auftrag hat den Deal platzen zu lassen. Was könnte ein besserer Hintergrund für einen packenden Thriller sein, als die machiavellistischen Intrigen der Pornoindustrie? Doch es kommt noch dicker. Denn von der Netzseite von Demonlover.com gibt es eine Verbindung zu einer illegalen Seite, auf der es gegen Bezahlung echte Folterungen zu sehen gibt. Diane wird dieses Umstandes gewahr, verstrickt sich mit ihrer Spionagetätigkeit und fällt den Betreibern der Folterseite in die Hände. In der Schlussszene erlangt ein Jugendlicher mithilfe der Kreditkarte seines Vaters Zugang zu der Seite und besiegelt Dianes Schicksal. Musikalisch begleitet von den Klängen des Intros aus "A Blaze In The Northern Sky" von Darkthrone. Unglaublich, aber besser hätte man dieses Machwerk nicht beenden können.

Von den unsinnigen und selbstzweckhaft langen (Pseudo) Pornoeinblendungen abgesehen, gibt es mehrere Punkte die mich stören und letztlich die Spannung und damit den Reiz dieses Filmes ins Leere laufen lassen. Der erste Punkt wurde weiter oben bereits angesprochen. Das nüchterne, hochmoderne Büroambiente kann man sich problemlos als den Arbeitsplatz von Patrick Bateman aus American Psycho oder den Schauplatz eines Wirtschaftsthrillers vorstellen. Aber die Machenschaften einer schmierigen französischen Vertriebsfirma für Fernostpornos wollen irgendwie nicht zu dieser Kulisse passen. Hätte der Drehbuchautor den Aspekt von Internetlegenden wie Websites mit illegalen Folterfilmen ignoriert und stattdessen einen glaubhaften Hintergrund entwickelt, wäre aus Demon Lover möglicherweise ein brauchbarer Thriller geworden. Was bei 8mm mit der Snuff-Thematik funktionierte, wirkt bei Demon Lover einfach nur aufgesetzt. Mir drängt sich der Verdacht auf, daß mit diesen Elementen die Handlung künstlich aufgebauscht und provokativ gestaltet werden sollte.

Handwerklich, was Kameraführung und Optik betrifft, ist der Film durchaus gelungen. Auch die Schauspieler machen ihre Sache gut. Ein verkorkstes Drehbuch kann damit allerdings nicht gerettet werden. Die Kritik am Drehbuch bleibt letztendlich eine Auflistung enttäuschter Erwartungshaltungen des Zuschauers, und damit Zeugnis seiner Konzeptlosigkeit.

Wer eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gewaltpornographie im Internet im Stile von 8mm erwartet, erlebt eine herbe Enttäuschung. Die wenigen actionlastigen Szenen sind schlicht und einfach zu unspektakulär. Wirklich bedrohliche Elemente aus dem Horror/Slasher Bereich fehlen fast völlig, ein Film wie Tesis scheidet als Vergleich damit aus. Was bleibt, ist ein halbgarer Wirtschaftsthriller, mit der Handlung auf dem Niveau einer Tv-Produktion und einer wenig glaubwürdigen Hintergrundthematik.