Freitag, November 18, 2005

Killerspiele

Telepolis - Interview mit Maria Eichborn
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD

Telepolis hat ein Interview mit der CSU-Abgeordneten Maria Eichhorn geführt. Es geht um das Verbot von "Killerspielen", eine Forderung aus dem Koalitionsvertrages zwischen SPD und CDU/CSU. In dem "Gemeinsam für Deutschland - mit Mut und Menschlichkeit" betitelten Pamphlet zu finden auf Seite 104. In der Gliederung versprechen Punkte wie "I. 1.7 Clusterbildung und hochinnovative Leuchtturmprojekte" oder "I. 8.4 Agrarsoziale Sicherung zukunftsfest gestalten" eine strahlende rot-schwarze Zukunft. Ergänzend zusammenfassen würde ich assoziale Agrarökonomen in Leuchtürmen clustern. So könnte man die Subventionen für das Bauernpack sparen und gleichzeitig den "I. 6.4 Maritimen Standort und Binnenschiffahrt stärken".

In "6.3 Ländliche Räume in neuen Ländern" unter "III. Aufbau Ost voranbringen" geht es übrigens nicht um Lebensraum ... äh ist ja auch egal.

Interressant wird es bei "VI. 6.3 Aufwachsen ohne Gewalt", Seite 105. Ganze 34 Zeilen für den Schutz von Kindern vor Gewalt. Da hat man sich ja richtig ins Zeug gelegt. Der einfachheit halber werden in diesen Punkt gleich zwei Themenbereiche abgehandelt, Bekämpfung von Kindesmisshandlung und Neuregelung im Jugendschutz. Schon klar, ist ja auch dieselbe Baustelle. Nach dem üblichen Gelaber der Marke "Wir bekämpfen Kindesmisshandlung ... nachhaltig" wird dann die Katze aus dem Sack gelassen: Verbot von schlimmen Killerspielen. Und endlich Kontrollstandarts für Videoverleihautomaten. Kein Plan was Videoverleihautomaten sind, was mit Killerspielen gemeint ist, würde mich aber schon interressieren. Im Telepolis-Interview sagt Maria dazu folgendes:
Unter Killerspielen verstehen wir Spiele wie Gotcha, Paintball oder Laserdrome. Das sind also Spiele, bei denen die Verletzung oder Tötung von Mitspielern unter Einsatz von Schusswaffen oder nachgebildeten Gegenständen realistisch simuliert werden.
und weiter:
TP: Geht es Ihnen denn um die Outdoor-Spiele oder um Computerspiele?

Maria Eichborn: Gewaltverherrlichung muss in jedem Fall im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes unterbunden werden.

Häufige Unart von Politikern, wenn sie keinen Bock haben eine klare Aussage zu treffen, einfach mal eine Standartphrase absondern. Grade der Punkt hätte mich aber interressiert. Es soll ja Leute geben, die Paintball als Sport und Hobby sehen, völlig ohne Gewalt. Und nebenbei für Erwachsene, den Paintball ist in D. erst ab 18 erlaubt. Warum jetzt Verbote gefordert werden sollen, um Kinder davor zu schützen ist mir nicht so ganz klar. Das anerkannte Sportarten durchaus gewalttätiger sein können als eine entspannte Runde Paintball mit Kumpels..., Politiker halt. Was Videospiele anbelangt, hier gibt es eigentlich auch eine Regelung zum Jugendschutz. Aber ein zünftiges Verbot von Killerspielen macht halt schon was her, in so einem Koalitionsvertrag.

Meine Gebete gelten all den vernachlässigten Kindern der Unterschicht, die von herabstürzenden Videoverleihautomaten erschlagen wurden.